Sie sind hier: Startseite » Ortsbeschreibungen

Beschreibung von Neustadt

Neustadt liegt 565 m ü. M., zwischen Kronstadt (7 km) und Rosenau (3 km) im oberen Burzenland, an den westlichen Ausläufern des Schulers, zu beiden Seiten des Weidenbaches und der Hauptverkehrsstraße, die nach Zarnesti und über den Törzburger Pass nach Altrumänien führt.

Die Gemarkung erstreckt sich über 2.530 ha und hat einen Umlauf von ca. 25 km. Die Gründung des Ortes geschah vermutlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts (der Sage nach durch die wohltätige Witwe des Gräfen Christian aus Rosenau, die an dieser Stelle eine Mühle und einen Meierhof besessen haben soll).

1362 wurde es als KEREZTYENFALU in einem Schreiben König Ludwigs des Großen erstmals urkundlich erwähnt, danach 1367 als VILLA CRISTIANI, 1377 als NOVA CIVITAS; weitere Namensformen sind NEOSTADIUM, NEAPOLIS, NAYER-, NEYER-, NEWER- oder NEWSTATT und schließlich NEUSTADT.

Bild: Udo Buhn, 2006
Bild: Udo Buhn, 2006

Um 1270 begann der Bau der NIKOLAUSKIRCHE, einer spätgotischen Pfeilerbasilika, von der das schöne (romanische) Westportal sowie das reich verzierte (frühgotische) „Rosenfenster“ darüber heute noch zeugen, im 15.-16. Jh. der Bau der ovalen Kirchenburg mit doppelter Ringmauer und neun Wehrtürmen. 1792 wurde der neue Friedhof angelegt, 1842 die neue (neoklassizistische) Hallenkirche eingeweiht. 1899 erfolgte der Abriss der „Fruchthäuschen“ und des hölzernen Wehrganges, 1903 die Aufstockung und Umgestaltung des Glockenturms zu seiner heutigen Form.

Bevölkerung:

1510 wurde „Newrstat“ von 494 Menschen bewohnt, das waren: 124 „Hawswyrth“, 3 „Sedler“, 12 „Wytwen an der czayl“, 9 „armlewt“, 1 „Mulner“, 1 „Dyener“ und 4 „Hyrten“; es gab 4 „wüst hewser“, 1 „Schulhaws“ und 1 „Gloknerhaws“.

Neustadt
Jahreszahl
Gesamt
Sachsen
Rumänen
Ungarn
Andere
1838
2.325
1.588
724
13
 
1875
2.308
1.447
722
69
70
1890
2.604
2.623
850
131
 
1930
2.873
1.555
1.138
180
 
1998
ca. 6.000
ca. 125
ca. 5.800
ca. 50
ca. 25

Bild: Udo Buhn, 2006
Bild: Udo Buhn, 2006

Am 31.12.2008 zählte die evangelische Kirchengemeinde Neustadt noch 106 Mitglieder.
Die Bewohner Neustadts waren in der Hauptsache Bauern, doch bereits 1510 verkaufte z.B. ein Neustädter Schmied einem Bistritzer 500 „Sechlen“, 1558 wurde (auch) für die Schmiedezunft aus Neustadt ein Statut festgesetzt, 1586 wurde der „Ehrlicher Schmittczech zu Newstadtt“ ein Privilegium verliehen, demgemäß die Mitglieder ihre Sicheln überall in Siebenbürgen auf den Jahrmärkten frei verkaufen durften.

Nach 1945 wurde die Mehrheit der Bevölkerung zu Industriearbeitern.

Ein starkes, in Nachbarschaften gut organisiertes Gemeinwesen bot Schutz und Zusammenhalt. „Anno 1720 den 26 Aprilis … so ist die gemein in 5 Nachbarschaft ab getheilet“, heißt es in einem alten Nachbarschaftsbuch; 1779 wurden daraus sieben und 1834 schließlich neun Nachbarschaften. Die nachbarschaftlichen Satzungen wurden mehrfach überarbeitet (1662, 1720, 1767, 1813, 1834, 1921) und regelten bis in unsere Tage das Zusammenleben im Ort.

Trotz vieler Katastrophen (Plünderungen, Feuersbrünsten, Überschwemmungen, Seuchen) in der älteren, trotz Krieg, Flucht, Deportation, Enteignung und Evakuierung in der jüngeren Vergangenheit war Neustadt eine der bestsituierten Gemeinden im Burzenland.

Bild: Udo Buhn, 2006
Bild: Udo Buhn, 2006

Die älteste Wassermühle ist bereits 1362 bezeugt, 1786 wurde eine zweite gebaut. 1855 wurde die Spiritusfabrik der Brüder Czell errichtet, 1860 das große Gasthaus „Zur Eisenbahn“, 1863 die Kaserne. 1877 gab es bereits mehrere eigene dampfbetriebene Dreschmaschinen, 1879 wurde auf Initiative des Arztes Josef Knapp die „Tonwaren-Aktiengesellschaft“ gegründet. 1901 bekam die Schule eine Äthylengas-Beleuchtung und in den Gassen brannten 20 Steinöl-Lampen, bis am Weihnachtsabend 1911 die ersten Glühbirnen das Dorf erhellten. Schon 1909 gab es eine Wasserleitung, 1921 wurde ein Sägewerk gebaut, 1935 der „Stierhof“.

Ein Schulhaus ist bereits für 1510 nachgewiesen, danach sind drei Schulen mit ihren jeweiligen Häusern und Lehrern bezeugt: die Große und Kleine Knaben- sowie die Mädchenschule. 1877-1879 wurde das heutige große Schulgebäude errichtet. Seit 1990 gibt es darin allerdings keinen deutschsprachigen Unterricht mehr.

1891 wurde das vornehme Pfarrhaus gebaut, 1926/27 das moderne „Gesellschaftshaus“, 1929 das heutige Rathaus, 1938 der neue Kindergarten.

Es gab ein reges Gesellschafts- und Vereinsleben; 1927 brachte der Vorschussverein die Erstausgabe der „Neustädter Nachrichten“ als Wochenblatt heraus.

Die Heimatortsgemeinschaft in Deutschland

Bild: Udo Buhn, 2006
Bild: Udo Buhn, 2006


Im Oktober 1946 kam es in München mit 17 Teilnehmern zu einem ersten Treffen der in Deutschland lebenden Neustädter; 1956 wurde die „10. Neustädter Nachbarschaft“ gegründet, heute „Heimatortsgemeinschaft (HOG) Neustadt“, mit derzeit 625 Familienmitgliedschaften, das sind in etwa 900 Personen, Vorsitzender oder Nachbarvater ist Helfried Götz. Die HOG will den Zusammenhalt der Mitglieder fördern, die Verbindung zu Neustadt aufrechterhalten und den dortigen Landsleuten Hilfe leisten.

1957 begann die neue Folge der „Neustädter Nachrichten“ (Redaktion bis 1981 Fr. Schmidts, 1981-1993 G. Schuller, 1993-2003 R. Chrestels, ab 2004 A. Truetsch), der Heimatbrief erscheint heute halbjährlich, die aktuelle Nummer ist die Nr. 194/Jahrgang 52.

Im Abstand von drei Jahren finden die großen Neustädter Treffen statt (derzeit in Friedrichroda/Thüringen) sowie jährlich auch regionale Veranstaltungen (z.B. der „Geschworenen-Montag“ in Stuttgart). Beim Heimattag in Dinkelsbühl treffen sich die Neustädter in ihrem Stammlokal „Goldenes Lamm“ und nehmen mit 20-30 Trachtenträgern am Trachtenumzug teil.

1997 erschien der Bildband „Neustadt im Burzenland“; zudem gibt es ein aktuelles Anschriftenverzeichnis, eine Ortsmonographie ist in Arbeit.

Virtueller Spaziergang durch Neustadt.