Beschreibung von Nußbach
Nußbach (rumänisch Măieruş, ungarisch Szászmagyarós) ist die nördlichste Gemeinde des Burzenlandes, 30 km von Kronstadt entfernt.
Bezogen auf die ideale Lage (an der engsten Stelle der Altebene zwischen Geisterwald und dem linken Flussufer) war die Ortschaft strategisch gesehen ein wichtiger Stützpunkt in der Verteidigung des Burzenlandes. Es kann daher angenommen werden, dass Nußbach zu den ersten Siedlungen der Deutschen Ordensritter gehörte (1211).
Der Ort wird unter der Bezeichnung villa nucum 1377 erstmals urkundlich erwähnt. Nußbach wird, wie auch andere Burzenländer Gemeinden, von Gewalttaten und Seuchen heimgesucht, die Häuser unzählige Male in Brand gesteckt. Die Verzweiflung der Bewohner gibt eine Mauerinschrift von 1632 wieder:
„Werden wir auch wecklaufen, die wir noch geblieben sind, und Gott itzt nit anrufen, weil wir noch friedsam sind, sonst wird Er uns schicken den Feind, der wird uns gar verdilgen, die wir die nächsten sind.“
Die Burzenländer Bevölkerungszählung vom Jahre 1510 ergab in „Nwspach“ 59 „Hauswyrt“, 6 „Wytwen“, 1 Glöckner und 4 Hirten. 1718/19 starben 230 Personen an der Pest, mehr als die Hälfte der Bewohnerzahl. Danach strömten in die entvölkerten deutschen Dörfer sehr viele Rumänen ein. Der Volkszählung von 1869 zufolge lebten in Nußbach 915 Sachsen, 514 Rumänen und 40 Bewohner anderer Nationalität. 1930 war das Verhältnis 966/410/246. Mehr als 90 % der Einwohner von Nußbach waren Bauern mit kleinem und mittlerem Grundbesitz. 1931 umfasste die Gemarkung 10.152 Joch (ca. 5.000 ha). Im zweiten Weltkrieg fielen 46 Nußbächer und während der Deportation (1945-1949) starben in Rußland 14 von insgesamt 136 Verschleppten. Vor dem Umbruch von 1989 lebten noch 635 Sachsen (35 % der Gesamtbevölkerung) in Nußbach.
Die Daten der letzten Volkszählung (April 2002):
Rumänen |
Zigeuner |
Deutsche |
Ungarn |
1083 |
415 |
112 |
27 |
Ende 2008 zählte die evangelische Kirchengemeinde 97 Seelen, davon 47 männliche und 50 weibliche Mitglieder. Laut Gottesdienstprotokoll wurden 25 Gottesdienste abgehalten, davon 23 von Pfarrer András Pál und 2 von Lektor Hellmann.
Die erste Kirche in Nußbach stammte aus dem 15. Jahrhundert und war mit einem Glockenturm ausgestattet. Um die Kirche wurde eine 6-8 m hohe Mauer errichtet. Bei einem Brand (1573) wurde sie bis auf die Mauern zerstört und erhielt danach ein Bretterdach. Nach einem heftigen Erdbeben wurde sie später (1791-1793) neu aufgebaut. Die Orgel kommt von der renommierten Firma Rieger-Jägerndorf und wurde 1907 gebaut.
Die erste urkundliche Erwähnung einer Schule geht auf das Jahr 1510 zurück. 1883 wurde ein neues Schulgebäude gebaut. Die heutige Schule wurde 1911-1912 von den Architekten Bruss und Wagner aus Kronstadt errichtet. Zur Zeit gibt es, neben den rumänischen Klassen, eine deutsche Grundschulabteilung (Klassen 1 bis 4) mit lediglich 5 Schülern sowie eine halbe Kindergartengruppe.
Zwei Ereignisse, die den Handel vorantrieben, seien noch erwähnt: erstens der Bau einer Straße durch den Geisterwald (1866), ausgeführt von italienischen Arbeitern. Daran erinnert der „Weiße Brunnen“, eine in Stein gefasste Quelle an der Europastraße Kronstadt-Schäßburg, mit der Inschrift: „Zu Ehren des Ingenieurs Gärtner – 1867“; zweitens erhielt Nußbach 1874 eine eigene Haltestelle an der Eisenbahnlinie.
Der Acker- und Obstbau, die Viehzucht und die Waldarbeit waren vor dem zweiten Weltkrieg die Haupteinnahmequelle der Nußbächer. Industrie wurde in diesem Teil des Burzenlandes keine angesiedelt.
Die Heimatgemeinschaft in Deutschland
Die HOG Nußbach wurde 1985 unter dem Vorsitz des Nachbarvaters Johann Roth (Königsbrunn) in Dinkelsbühl gegründet. Sie umfasst derzeit 197 Familien und wird durch die Spenden ihrer Mitglieder finanziert.
Die Nußbächer leben zerstreut in ganz Deutschland, wobei sich mehrere Familien in Ingolstadt, Homburg/Saar und Kandel/Pfalz zusammengefunden haben. Seit 1987 findet jedes zweite Jahr das große Nußbächer Treffen in Baldingen bei Nördlingen statt. Beim letzten Treffen, am Pfingstsamstag 2009, waren 150 Personen anwesend.
Vor dem Umsturz von 1989 hat die HOG, zusammen mit dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in München, alle in und außerhalb von Nußbach in Siebenbürgen lebenden Nußbächer Familien mit Lebensmittelpaketen versorgt. Ein Teil der Spenden unserer Mitglieder kommt der Friedhofspflege in der alten Heimat zugute. An den Kosten der Kirchturmsrenovierung hat sich die HOG Nußbach ebenfalls finanziell beteiligt.
Seit 1988 erscheint jährlich zu Weihnachten das Heimatblatt der HOG Nußbach unter dem Namen „Nußblatt“; die Auflage liegt derzeit bei 320 Exemplaren.
Die HOG Nußbach beteiligt sich im Rahmen der Sektion Genealogie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde an der Familien- und Ahnenforschung, wobei das Computerprogramms Gen_Plus eingesetzt wird.
Seit April 1997 ist die HOG mit einer eigenen Homepage im Internet vertreten und unter folgender Adresse erreichbar: http://www.nussbach.de
Für die nahe Zukunft ist die Registrierung des Ortswappens geplant.
Der aktuelle Vorstand der HOG Nußbach besteht aus:
Harald Zelgy (Großhabersdorf), Nachbarvater
Johann Roth (Augsburg), Alt-Nachbarvater
Emmi Schmidts (Kandel/Pfalz), 1. Stellvertreterin
Klaus Foof (Ostfildern), 2. Stellvertreter
Georg Teutsch (München), Schriftführer
Andrea Kraus (Homburg/Saar), 1. Jugendvertreterin
Robert Cloos (Ingolstadt), 2. Jugendvertreter