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Beschreibung von Schirkanyen

Schirkanyen, sächsisch Schirkonyen, rumänisch Şercaia, ungarisch Sárkány, gehört zu den Gemeinden des Burzenlands und wurde wahrscheinlich vom Deutschen Ritterorden an der nordwestlichen Grenze seines Ordensgebietes angelegt. Der Ort wird erstmals in einer Papsturkunde Gregors IX. im Jahre 1235 als Sarcam erwähnt. 1372 wird der Ort als oppidum Scherkkegen (Marktflecken Schirkanyen), 1429 als Sorkingen erwähnt. Auf der Siebenbürgen-Karte des Johannes Honterus (Basel 1532) heißt der Ort Schyrkengin.

Schirkanyen liegt an einem alten Handels- und Verkehrsknotenpunkt; die Verkehrsverbindung verläuft in ost-westlicher Richtung von Kronstadt nach Fogarasch und Hermannstadt sowie in nord-südlicher Richtung von Schässburg-Reps über Rosenau und die Karpaten in die Walachei. Der Ort liegt in einer Ebene, die im Süden bis an die Südkarpaten reicht, und von mehreren Höhenzügen umgeben ist. Schon seit dem Mittelalter grenzt Schirkanyen an vier rumänische Ortschaften und eine ungarische und war somit von jeher eine deutsche Sprachinsel in anderssprachigem Umfeld.

Der Hattert umfaßt ca. 3.394 Hektar.

Bild: Udo Buhn, 2006
Bild: Udo Buhn, 2006

Die Kirche: Als einzige sächsische Gemeinde des Burzenlandes besitzt Schirkanyen keine Kirchenburg und hat auch laut bisher bekannten Urkunden nie eine solche besessen. Dafür ist bekannt, dass hier in der Zeit der Ansiedlung ein Kloster existierte, woran noch heute Flurbezeichnungen erinnern: Montschebich (Mönchsbach), Montschebicher Wiech (Mönchsbacher Weg), Montschau (Mönchsau), Montschenauer Hill (Mönchauer Hügel).

1429 wird erstmals eine Kirche im Ort erwähnt. Sie war der Heiligen Katharina gewidmet und auf der höchsten Erhebung des Ortskernes, am rechten Ufer des Schirkanyer Baches errichtet worden. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die alte Kirche durch mehrere Überschwemmungen beschädigt, instandgesetzt, wiederaufgebaut. Schließlich wurde sie abgetragen und dafür zwischen 1868 und 1875 die neue Kirche in neugotischem Stil gebaut. Architekt war der in Kronstadt wirkende Ingenieur Josef Sampek. Aus Gründen des Platzmangels erhielt der Bau eine ungewöhnliche Nord-Süd-Ausrichtung.

In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde der Altar nach Plänen des Kronstädter Ingenieurs Peter Bartesch gebaut. Das Relief des Heiligen Abendmahls schuf der Kronstädter Bildhauer Prof. Hermann nach dem berühmten Bild von Leonardo da Vinci. Auf beiden Seiten des Hauptbildes befanden sich bis zum I. Weltkrieg die zwei Gipsfiguren der Apostel Petrus und Paulus. Sie wurden bei der Plünderung der Kirche im Jahre 1916 zerstört und 1928 durch zwei Ölbilder des Zeidner Malers Eduard Morres ersetzt. Sie stellen den Apostel Paulus mit Schwert und Martin Luther in Gestalt des Heiligen Christophorus dar.

Bild: Udo Buhn, 2006
Bild: Udo Buhn, 2006

Der Kirchturm steht etwa sechs Meter südlich der Kirche und trägt die Jahresinschrift 1691, ist vermutlich jedoch älter. 1928 wird der Altar restauriert, und 1969, 1985 und 1995 erfolgen Instandhaltungsarbeiten an der Kirche.

Das „untertänige Dorf“ aus dem Fogarascher Distrikt wurde von wiederholten Überschwemmungen, Seuchen, feindlichen Einfällen, Militärdurchzügen und Stationierungen geplagt und von Auswanderung (1780 in die Walachei, ca. 1907 und 1920 nach Amerika), Krieg und 1945 Deportation nicht verschont.

1510 werden 35 Wirte gezählt, 1900 sind es 896 Sachsen und 1944 leben 821 Seelen in Schirkanyen. 2009 zahlen noch 23 Personen Kirchensteuern, davon leben 21 in Schirkanyen und 2 in Kronstadt und werden laut neuer evangelischer Kirchenverordnung als Diasporagemeinde vom evangelischen Pfarrer aus Fogarasch betreut.

1818 entsteht die Gemeindemühle, 1898 wird das „Gemeindehaus“ errichtet, das Präfekturgebäude sowie das k.u.k Forstamtsgebäude waren bereits Ende des 19. Jahrhunderts erbaut worden. 1931 entsteht das Schirkanyer Elektrizitätswerk. 1940 wird die evangelische Volksschule eingeweiht.

Gemeinschaftseinrichtungen wie die Blasmusik, die „Schirkanyer Bewahranstalt“ (Kindergarten) als zweitälteste im Burzenland, der evangelische Frauenortsverein, Spar- und Vorschussverein, die Landwirtschaftliche Genossenschaft für Spirituserzeugung werden ins Leben gerufen. Zu dem regen Gemeinschaftsleben tragen auch die vier Nachbarschaften, der Kirchenchor und die Feuerwehr bei.

Die Heimatortsgemeinschaft in Deutschland

Bild: Udo Buhn, 2006
Bild: Udo Buhn, 2006


Die erste Zusammenkunft der in Deutschland lebenden Schirkanyer fand 1983 in Augsburg statt. Gründungsväter waren Hans Sommerburger und Richard Fogarascher. Zum Nachbarvater wird Richard Fogarascher (verstorben 1992) gewählt. Seither findet jedes zweite Jahr ein Treffen in Augsburg statt, da sich in der Gegend die meisten Schirkanyer niedergelassen haben.

1993 wird die HOG Schirkanyen gegründet. Der Vorstand besteht aus vier Mitgliedern. Nachbarmutter ist Krimhild Bonfert. 2009 wurde zum 13. Heimattreffen nach Augsburg eingeladen. Zur Tradition gehören auch die Jugendtreffen im Steigerwald und seit 2004 die regelmäßige Beteiligung einer Gruppe von Trachtenträgern unter der Leitung von Hans Kirr am Festumzug des Heimattages zu Pfingsten in Dinkelsbühl.

Zahlreiche Schirkanyer engagieren sich als aktive Mitglieder in den vielfältigen Formationen der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.

Die HOG Schirkanyen umfasst zur Zeit etwa 170 Familien in Deutschland, den USA und Kanada. In Schirkanyen zahlen 23 Personen evangelische Kirchensteuer. Diese Personen und die Friedhofspflege werden von den Schirkanyern in Deutschland unterstützt.

Seit 1995 erscheint das Schirkanyer Heimatblatt in einer Auflage von 230 Exemplaren. Es wird von den Vorstandsmitgliedern der HOG jährlich einmal zu Weihnachten herausgegeben und zusammen mit dem Burzenländer Heimatkalender an die Mitglieder und nach Schirkanyen verschickt. Die Homepage wurde von Internetreferent Klaus Teutsch neu gestaltet. Derzeit steht die Erstellung der Ortsmonographie im Mittelpunkt unseres Interesses.

Virtueller Spaziergang durch Schirkanyen.