Die Blaskapellen des Burzenlandes
Geschichte und Werdegang der Blasmusikformationen
Das reichlich illustrierte Buch (314 Seiten, 130 Abb. schwarz/weiß, 103 Farbbilder, 13 Dokumente) kann zum Preis von 14,00 € + Versandkosten bestellt werden bei:
Klaus Oyntzen, Breisgaustr. 5; 77933 Lahr, Tel: 07821-981909, E-Mail: klaus.oyntzen@weidenbach-burzenland.de.
Die Blaskapellen haben das Leben der Siebenbürger Sachsen im Burzenland in ihren wesentlichen Stationen von der Wiege bis zum Grab maßgeblich begleitet. In diesem Buch wird die rund 180-jährige Geschichte der Blasmusik aus den einzelnen Gemeinden von der Entstehung bis in die Gegenwart dokumentiert.
Die Entstehung der Blasmusik ist eng mit der Kirchenmusik verbunden. Der Name „Adjuvanten“ leitet sich ab vom lateinischen „adiuvare = helfen, unterstützen“. Die Adjuvanten waren also ursprünglich Helfer des musikalischen Kirchenpersonals (der Lehrer), ein Begriff, der mit den Jahren auf die Gesamtheit der Bläser übertragen wurde.
Die meisten Burzenländer Blaskapellen wurden nach 1830 gegründet. Erst durch die Erfindung der Dreh- und Zylinderventile für Blechblasinstrumente 1832 wurden die Instrumente verbessert und so war es möglich, die Blaskapellen im heutigen Sinne zu gründen (Hans-Günther Kessler, Schirkanyen).
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Blaskapellen in Gemeinden des Burzenlandes nicht mehr wegzudenken. Sie spielten zu allen Anlässen wie bei Dorffesten jeglicher Art, Hochzeiten, Schulfeiern, Bällen der Nachbarschaften und Vereine und umrahmten musikalisch die Begräbnisse. Diese rege, inzwischen zur Tradition gewordene Musikpflege wurde durch die beiden Weltkriege unterbrochen, konnte sich aber erstaunlich schnell wieder erholen. Selbst in der kommunistischen Zeit erreichte manche Formation ihren Höhepunkt. Nach 1945 fiel die Unterstützung durch die Kirchengemeinden oder Kommunen weg, die sich neu formierenden Blaskapellen waren auf sich allein gestellt. Die heranwachsenden Jugendlichen, die von Krieg und Deportation verschont geblieben waren, bildeten nun den Kader dieser Kapellen. Es hat nicht an Persönlichkeiten gemangelt, diese Jugendlichen anzulernen oder auszubilden. Der Bedeutendste von ihnen ist Rudi Klusch. Dazu kamen aus der Deportation heimgekehrte Musikanten. Sie funktionierten innerhalb der Kulturheime, einer neuen kommunistischen Einrichtung, die es auf jedem Dorf gab, die aber kaum finanzielle Unterstützung bot. Die neuen Machthaber duldeten die Blaskapellen, denn sie brauchten sie, die Aufmärsche am 1. Mai oder 23. August wie auch Wahlveranstaltungen und Sitzungen von Musik begleiten zu lassen.
Außer bei Hochzeiten, Beerdigungen und bei von oben organisierten musikalischen Wettbewerben wirkten die Blaskapellen bei Kulturabenden mit, die sich zu wahren Volksfesten entwickelten. Nach gelungenem Auftritt in der eigenen Gemeinde gab es Ausfahrten in die Nachbargemeinden, in andere Ortschaften Siebenbürgens und sogar des Banates. Ab den 1960er Jahren passten sich einige Kapellen an den geänderten Geschmack des Publikums an. Innerhalb einiger Blaskapellen wurden Leichtmusikorchester gegründet, die nun auf Hochzeiten nach der Pause und auf Bällen zum Tanz aufspielten, oft mit Gesang begleitet. In der Endphase des Ceauşescu-Regimes wurde es immer schwieriger, Kulturabende zu organisieren. Dass es sie dennoch bis zum Umbruch gab, ist sicherlich auch der Karpatenrundschau zu verdanken.
Nach der großen Aussiedlungswelle, die nach 1989 einsetzte, lösten sich die meisten Blaskapellen auf. Es ist das Verdienst von Prof. Ernst Fleps, die dort gebliebenen Musikanten zu sammeln und die Burzenländer Blaskapelle zu gründen. Um spielfähig zu sein, kamen auch andere Musiker hinzu, etwa ausgediente Militärmusiker, Ungarn aus Neudorf und Krisbach, die vormals von Albert Slapnicar angelernt worden waren. Nach dem Tode von Ernst Fleps am 25. März 2009 war die Existenz der Kapelle mangels Dirigenten bedroht. Inzwischen hat sie sich stabilisiert und führt die Tradition der siebenbürgisch-sächsischen Blasmusik fort - nicht nur vom Repertoire her, sondern auch rein äußerlich, nämlich in sächsischer Tracht.
Viele der ausgesiedelten Musikanten führen die Burzenländer Blasmusiktradition in Deutschland fort. Die Blaskapellen der einzelnen Gemeinden nahmen ihre Tätigkeit wieder auf und spielen zum Beispiel bei den HOG-Treffen oder beim Heimattag in Dinkelsbühl.
Die Ortsvertreter der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften haben auf ihrer 29. Arbeitstagung vom 20.-22. April 2012 in Crailsheim-Westgartshausen beschlossen, eine Chronik der Musikformationen zu erstellen. Initiator des Vorhabens war Klaus Oyntzen (HOG Weidenbach).
Herausgeber dieser Dokumentation im Selbstverlag (ISBN 978-3-00-044361-9) ist die Regioanalgruppe Burzenland. Die Heimatortsgemeinschaften bzw. das Kreisforum Kronstadt lieferten die Texte und das Bildmaterial; für die Inhalte zeichnen demnach die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Möge diese Publikation dazu beitragen, die Burzenländer Blasmusiktradition im Bewusstsein möglichst vieler Menschen wachzuhalten und sie dazu anspornen, dieses wertvolle Kulturgut in die Zukunft zu tragen.