Das 35. Sachsentreffen in Zeiden
Freiheit, Tradition und Gemeinschaft
Unter dem Motto „Freiheit macht den Unterschied“ fand am 19. und 20. September das 35. Sachsentreffen in Zeiden statt. Menschen aus Siebenbürgen und aller Welt kamen zusammen, um zwei Tage voller Begegnungen, Erinnerungen und gelebter Gemeinschaft zu erleben.
Zahlreiche Landsleute der Regionalgruppe Burzenland waren angereist, um diese besonderen Tage mitzufeiern, darunter Regionalgruppensprecher Manfred Binder, seine Stellvertreterin Doris Martini, Schriftführerin Angelika Schnabel, Rainer Lehni, Nachbarvater von Zeiden, Anneliese Madlo, Nachbarmutter von Honigberg, Klaus Guess, Nachbarvater von Wolkendorf, Jürgen Schnabel von Radio Siebenbürgen, Martin von Hochmeister, Schriftführer des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften. Schon am Freitag war die besondere Atmosphäre spürbar: Viele nahmen an einer Führung durch die beeindruckende Kirchenburg teil, bevor Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Siebenbürgenforum, die offizielle Eröffnung im Kulturhaus vornahm. Ein bewegender Höhepunkt war die Aufführung des Tanztheaters „Gleis 3“, das eindringlich an die Russlanddeportation erinnerte. Die Tänzerin und Choreografin Heike Schuster, geboren in Kronstadt und mit familiären Wurzeln in Petersberg, verarbeitete in diesem Stück die Geschichte ihrer Großmutter Rosa Lukesch, die nach Russland deportiert worden war. Eine fröhliche musikalische Darbietung boten die „Burzenbläser“ gemeinsam mit Pfarrer Dr. Peter Klein aus Petersberg.
Ein weiterer Programmpunkt galt dem siebenbürgischen Flugpionier Albert Ziegler (1888–1946), geboren in Zeiden. Rainer Lehni erinnerte in seinem Vortrag an das Leben und Wirken des ersten Flugzeugbauers Siebenbürgens. Im Anschluss wurde an Zieglers Geburtshaus, in der Langgasse 133, eine Gedenkplatte enthüllt. Am Abend erfüllten Musik und Tanz mit der Zinphony-Band und dem Trio Saxones die ehemalige Kantine, der Möbelfabrik aus Zeiden, mit Lebensfreude. Der Samstag begann bunt und lebendig mit Marktständen, Kinderlachen und dem Festgottesdienst in der evangelischen Kirche. Bischof Reinhart Guib beglückwünschte das Siebenbürgenforum zum treffenden Motto „Freiheit macht den Unterschied“. Er rief zu verantwortungsbewusstem Mitgestalten auf und erinnerte an die bevorstehenden kirchlichen Wahlen. Die Jahreslosung 2025, „Prüft alles und behaltet das Gute“, passe, so der Bischof, hervorragend zum Auftrag der Kirche – von diakonischer Fürsorge bis zum Einsatz für Bildung und Kultur. Den Festgottesdienst feierten gemeinsam mit Bischof Guib: Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli (Bukarest), Pfarrer Danielis Mare (Zeiden) und Dechant Pfarrer Alfred Dahinten (Mühlbach). In seiner Predigt griff Pfarrer Dahinten das Grimm-Märchen „Der Fischer und seine Frau“ auf, um zu verdeutlichen, dass wahrer Segen nicht im Streben nach materiellem Überfluss liegt – oder, wie Sören Kierkegaard es ausdrückte: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Organist Klaus Dieter Untch auf der historischen Orgel von Johannes Prause aus dem Jahr 1783. Anschließend füllte sich das Stadtzentrum mit Farben und Tradition: Trachtengruppen aus Hermannstadt, Schäßburg, Bistritz, Sächisch-Regen und Deutschland zogen durch die Straßen. Unter den Teilnehmern befanden sich auch viele rumänische Schüler deutscher Bildungseinrichtungen, die mit Freude die deutsche Kultur weiterpflegen.
Auf dem Marktplatz sorgten Tanzgruppen und Blasmusik für Stimmung und begeisterten das Publikum. Die große Festveranstaltung im Kulturhaus verband Nachdenken mit Feiern. Unter der Leitung von Benjamin Jozsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), diskutierten auf dem Podium: Radu Nebert, Rainer Lehni, Angela Ganninger (Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland), Dr. Paul-Jürgen Porr (DFDR-Vorsitzender), Wiebke Oeser (deutsche Konsulin in Hermannstadt), Ilse Welther (Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften) sowie Manfred Schuller (Bundesobmann der Siebenbürger Sachsen in Österreich). Ein feierlicher Moment war die Verleihung der Honterusmedaille an den Osteuropa-Historiker Dr. Harald Roth. Ebenso beeindruckend war der Rückblick auf die Arbeit der Jugendvereine, die zeigten, wie lebendig und zukunftsorientiert die Gemeinschaft ist. Winfried Ziegler wurde mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreis 2025 geehrt. Den Abschluss bildeten Führungen, das Theaterstück „Droa Frondjerkniecht“ (Drei Hochzeitsgesellen) von Hans Lienert, aufgeführt von der seit 46 Jahren bestehenden Theatergruppe Geretsried, sowie eine gemeinsame Wanderung zum Schulfest. Beim traditionellen „Wunderkreis“, (dafür wurde auf der Schulfestwiese in die Erde eine Spirale gegraben), bei dem Jung und Alt im Gänsemarsch zogen, wurde der Geist alter Bräuche lebendig – ein Symbol für Gemeinschaft, Freude und Zusammenhalt. Das Sachsentreffen in Zeiden war mehr als nur ein Programm. Es war ein Wiedersehen, ein Innehalten und ein lebendiges Bekenntnis zu unseren Wurzeln – und zur Freiheit, die uns verbindet.
Ingeborg Binder
Bilder folgen.