38. Arbeitstagung der Burzenländer Ortsvertreter
Burzenländer ziehen positive Bilanz
Viel Sonne im Herzen und viele positive Berichte im Gepäck hatten die Nachbarmütter und -väter sowie zahlreiche Ortsvertreter der HOG-Regionalgruppe Burzenland des Verbands der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften zur 38. Arbeitstagung mitgebracht, die vom 31. März bis 2. April im Hotel Hirsch in Crailsheim-Westgartshausen stattfand.
„Wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stund’ wie Heimat aus.“ Mit diesem Zitat von Hermann Hesse eröffnete Regionalgruppensprecher Manfred Binder die Tagung. Nach einer freudigen Begrüßungsrunde wurden die Referenten vorgestellt. Ralf Sudrigian, Redakteur der Karpatenrundschau, war mit seiner Partnerin aus Kronstadt angereist. Von der Bildungs- und Begegnungsstätte „Heiligenhof“ in Bad Kissingen war Studienleiter Gustav Binder gekommen. Doris Martini, stellvertretende Sprecherin der Regionalgruppe, Rainer Lehni und Udo Buhn, Nachbarvater bzw. Altnachbarvater der Zeidner Nachbarschaft, hatten ebenfalls Referate vorbereitet.
Die Ortsvertreter blickten in ihren Berichten auf ein erfolgreiches Jahr zurück. So konnten 2022 alle Treffen der 15 Burzenländer Heimatortsgemeinschaften stattfinden. Obwohl die Teilnehmerzahl altersbedingt rückgängig war, überwog die Wiedersehensfreude. In mehreren Ortschaften des Burzenlandes wurden Kirchen renoviert, es gab Arbeitseinsätze in der Kirche und auf dem Friedhof. Zudem fanden vermehrt Begegnungen in den Heimatorten statt.
Manfred Binder berichtete über die zehnte Auflage der Haferlandwoche im Juli 2022, wobei in zehn Ortschaften des Kreises Kronstadt verschiedene Kulturveranstaltungen stattfanden. Am Siebenbürgischen Kultursommer vom 23. Juli bis 15. August 2022 beteiligte sich auch das Burzenland mit vielen interessanten Veranstaltungen.
Dr. Horst Müller, stellvertretender Vorsitzender des HOG-Verbandes, überbrachte beste Grüße seitens des Vorstandes und zeichnete zwei verdiente Amtsträger mit der Silbernen Ehrennadel des HOG-Verbandes aus: Doris Martini, stellvertretende Sprecherin der Burzenländer Regionalgruppe und stellvertretende Vorsitzende der HOG Wolkendorf, sowie Klaus Foof, Kassenwart der Regionalgruppe und stellvertretender Vorsitzender der HOG Nußbach. Sichtlich gerührt dankten beide. Klaus Foof fügte hinzu: „Eine Ehrung bekommt man nie allein, da steht immer die Familie und eine HOG dahinter.“
Studienleiter Gustav Binder bot in seinem Vortrag zum Thema „Vereine und Verbände der Siebenbürger Sachsen in Deutschland“ einen Überblick über die unzähligen siebenbürgischen Organisationen, die seit dem zweiten Weltkrieg gegründet wurden. Auf die Frage: „Kann es sein, dass es zu viele Vereine gibt?“, kam prompt die Antwort: „Nein! Eine ausgeprägte Zivilgesellschaft zeichnet sich durch Ausdifferenzierung aus. Es gibt so viel zu tun…So muss man Schwarmintelligenz nutzen. Jeder macht und schafft dort, wo es ihm wichtig ist, wo er etwas bewegen und verändern kann.“
Über die konkrete Arbeit mit der Neicov-Liste referierte Rainer Lehni. Im letzten Sommer wurden die beweglichen Kulturgüter der evangelischen Kirchengemeinde Zeiden mit Unterstützung einiger HOG-Mitglieder inventarisiert. Horst Müller hatte den Anstoß vor ein paar Jahren dazu gegeben und angeregt, die vorhandenen Kulturgüter zu dokumentieren, zu erhalten oder zu restaurieren. Es war eine anschauliche Präsentation, die eine große Diskussion entfacht hat, da jede Gemeinde bereits ihre Erfahrungen mit der Neicov-Liste gemacht hat.
Als getreue Leser der Karpatenrundschau warteten die Anwesenden gespannt auf die Ausführungen von Ralf Sudrigian. Sein Thema: „Zusammenarbeit zwischen Karpatenrundschau und HOGs und ihre Perspektiven“. Die Karpatenrundschau erscheint jeden Freitag als Beilage der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien. Die Redaktion setzt sich aus Elise Wilk, Redaktionsleiterin, Laura Căpăţină Juller, Dieter Drotleff und Ralf Sudrigian zusammen. Die Heimatblätter seien eine vortreffliche Informationsquelle und zugleich eine solide Basis für die Zusammenarbeit, betonte Sudrigian. Auch andere Beiträge könne man an die KR-Redaktion zur Veröffentlichung einsenden. Sein Fazit: „Es kann so manches gemeinsam unternommen werden, weil wir, als Karpatenrundschau, auch Stimme des Burzenlandes sein wollen.“ Die HOG-Publikationen können übrigens beim Deutschen Forum in Kronstadt eingesehen werden, wo je ein Exemplar der Burzenländer Heimatblätter ausliegt.
Bereits im Alter von 15 Jahren reiste Doris Martini nach Deutschland aus. Kurzweilig berichtete sie von der Anfangszeit, als sie ihre Freunde stark vermisst hatte. Als 1991 viele den Weg nach Deutschland fanden, organisierte sie erste Jugendtreffen und wirkte aktiv in der HOG Wolkendorf mit, zuerst als Jugendreferentin und seit 2013 als stellvertretende Vorsitzende. Die „Jugendvernetzung in der HOG-Regionalgruppe Burzenland“, so das Thema ihres Beitrages, liegt Doris Martini sehr am Herzen. Sie bot den anwesenden Jugendvertretern volle Rückendeckung an. Diese dankten herzlich für den Blick hinter die Kulissen unserer Regionalgruppe. So tauschten sich anschließend Isabel Simonis (Petersberg), Stefan Foof (Nußbach), Hugo Schullerus (Neustadt), Thomas Thiess (Rothbach) und Kevin Hermannstädter (Wolkendorf) aus, stellten ihre gemeinsamen Aktivitäten vor und warfen einen Blick nach vorne auf das Pfingstwochenende in Dinkelsbühl. Als erste gemeinsame Aktion wollen die jungen Burzenländer am Fußballturnier in Dinkelsbühl teilnehmen, sagte Stefan Foof.
Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, ging auf das Programm des Heimattages ein. Das diesjährige Motto: „Miteinander schafft Heimat“. Die HOGs des Burzenlandes werden, begleitet von zwei Burzenländer Blaskapellen, am Pfingstsonntag am Umzug teilnehmen.
Auf eine Zeitreise zu den Anfängen der HOG-Regionalgruppe Burzenland nahm uns Udo Buhn mit. Seine Fotopräsentation führte von den Gründungsmitgliedern bis zu den heutigen Vorsitzenden der HOGs, weckte großes Interesse und lieferte reichlich Gesprächsstoff. 1981 trafen sich Landsleute aus dem Burzenland erstmals in Stuttgart, um sich auszutauschen. War es anfangs noch ein loses Zusammentreffen, hat die Regionalgruppe heute feste Strukturen vorzuweisen. Das wohl wichtigste Ereignis bleibt vorerst die 800-Jahr Feier seit Gründung des Burzenlandes, die 2011 in Kronstadt stattfand.
Martin von Hochmeister, Vorsitzender der Freunde der Deutschen Schule Bukarest, erinnerte in der Andacht an diesem Palmsonntag an unsere Konfirmation und gab uns den Bibelspruch „Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe“ (1. Joh. 4, 21) mit auf den Weg.
Bei den Wahlen wurde Manfred Binder (Petersberg) als Sprecher der Burzenländer Regionalgruppe bestätigt, genauso Doris Martini (Wolkendorf) als stellvertretende Regionalgruppensprecherin und Klaus Foof (Nußbach) als Kassenwart. Neu gewählt wurde Angelika Schnabel (Neustadt) als Schriftführerin – sie bekleidet dieses Amt kommissarisch seit einem Jahr.
Das Kulinarische kam auch nicht zu kurz. Nachdem bei der vorigen Tagung der Workshop „Baumstriezel backen leicht gemacht“ stattgefunden hatte, ließ es sich Karl-Heinz Brenndörfer, Ehrenmitglied der Regionalgruppe, nicht nehmen, uns wieder mit vor Ort gebackenem Baumstriezel zu verwöhnen. Renate und Helfried Götz hatten das Zubereiten des traditionellen Flekens übernommen.
Das Schlusswort hatte Manfred Binder: Er dankte allen für die konstruktive Mitarbeit und die guten Gespräche. Die nächste Tagung findet vom 12.-14. April 2024 wieder in Crailsheim-Westgartshausen statt.
Ingeborg Binder